Singapur-Update No. 2


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Datum: 23. August 2003


Ni Hao!! (= "Hallo" auf Mandarin-Chinesisch)

Da ich gerade meine ersten Fotos abgeholt habe, dachte ich, es wäre eine gute Gelegenheit, mich wieder zu melden. Sorry an alle, die die Fotos über eine langsame Leitung "runtersaugen" müssen... wenigstens habe ich die Bilder in der Grösse reduziert zum Verschicken. Die Titel sind eigentlich selbst-erklärend.

Langsam habe ich mich hier eingelebt, schon 2 Arbeitswochen hinter mir, und der ganze administrative Kram ist überstanden. Mit anderen Worten: jetzt kann ich mal richtig leben!

Die Arbeitstage hier sind lang, schon in den ersten beiden Wochen habe ich über 50 Wochenstunden gearbeitet, aber die Tage vergehen wie im Flug! Es ist unheimlich interessant, mal zu sehen, wie sehr dass doch hier alles anders ist als in der Schweiz. Obwohl ich die gleiche Arbeit wie in der Schweiz mache, bin ich mit ganz anderen Fragestellungen und Problemen konfrontiert, als ich das gewöhnt bin. Das ist eine ziemlich grosse Herausforderung, aber es ist unheimlich spannend und interessant. Die Arbeitskollegen sind auch wahnsinnig nett und hilfsbereit. Mittlerweile habe ich auch herausgefunden, dass ich mich eigentlich noch glücklich schätzen kann, dass ich "nur" 5-Tage-Woche arbeite - hier ist in vielen Betrieben 6-Tage-Woche der Standard! Nein, also ehrlich, 6 Tage pro Woche in diesem Arbeits-Rhythmus, das wäre mir dann doch zu viel.

Unter der Woche besteht also das Leben hier vor allem aus Arbeiten, am Abend wenn ich dann nach Hause komme (so zwischen 19.30 und 21.00 Uhr), bin ich viel zu müde, noch gross etwas zu unternehmen. Das hole ich aber dann jeweils am Wochenende nach

Für heute hatte ich mir Chinatown vorgenommen. Dies ist wirklich ein wunderschöner Stadtteil, der mir extrem gut gefallen hat. Chinatown grenzt gerade an das Financial District, und in diesem Grenzbereich sieht man ganz interessante Sachen: kleine chinesische "Shophouses", meistens 2-stöckige Häuser, oft in bunten Farben (siehe Fotos) stehen manchmal neben riesigen Wolkenkratzern, und das sieht zum Teil extrem seltsam aus. Manchmal findet man auch mitten zwischen Hochhäusern plötzlich einen kleinen alten chinesischen Tempel. Das Zentrum vom "alten" Chinatown ist sehr faszinierend: kleine Restaurants, kleine Läden, die wunderschöne chinesische Kleider, Stoffe, Möbel und Souvenirs verkaufen, Läden mit chinesischen Kräutern und Heilmitteln, und verschiedenste Tempel. Die vielen schönen Sachen verleiten natürlich wieder zum Einkaufen, so dass ich wieder mal ein paar gute Geschäfte gemacht habe. Gut, dass hier alles so günstig ist, in der Schweiz würde sich bei diesen Einkäufen mein Konto sicher schon arg beschweren! Aber wenn man hier schon 2 Pashmina-Schals für nur S$30.- bekommen kann... da muss man einfach zugreifen! Wenn man den Leuten auch zu verstehen gibt, dass man kein Tourist ist, sondern längere Zeit hier lebt und arbeitet, dann gibt es plötzlich noch neue, bessere Angebote und "Sonderrabatte"

Ein ganz lustiges Erlebnis hatte ich heute auch: ich bin also durch diese kleinen Strassen und Gassen geschlendert, und plötzlich kam ich mir vor wie im falschen Film: da war doch an einem Haus ein riesiges Schild: "Swiss Post", und es kam gerade ein Chinese heraus, der ein Swiss Post Poloshirt anhatte - gerade wie die Briefträger in der Schweiz. Das sah dann doch sehr lustig aus!!

Ich habe auch einige Tempel besichtigt, in einem der Tempel (hinduistischer Tempel) fand sogar gerade eine Zeremonie statt - ich habe leider bis jetzt noch nicht herausgefunden, um welches Ritual es sich handelte. Die Leute sassen alle um grosse Platten und Schüsseln mit Früchten, zündeten Kerzen und Räucherstäbchen an, und zwei machten Musik. Das war ganz faszinierend.

Heute war sehr warmes und sonniges Wetter, so dass ich auch mal erlebt habe, was es bedeutet, fast am Äquator zu sein: über Mittag gibt es hier tatsächlich fast gar keinen Schatten, sogar in den Häuserschluchten zwischen 60-80-stöckigen Wolkenkratzern gibt es nur ganz nahe am Gebäude Schatten! Das war eine ganz neue Erfahrung für mich, da man das ja in anderen Breitengraden nicht erlebt. Hier sind auch immer Tag und Nacht gleich lang, es ist also immer schon so ca um 19 Uhr dunkel. Da vermisse ich doch ein wenig die langen Sommer-Abende der Schweiz! Aber im Winter, wenn ihr alle kurze Tage habt, habe ich dann immer noch 12 Stunden pro Tag Sonne

Heute Nachmittag war ich dann ziemlich kaputt, und ich habe wahrscheinlich noch nie in meinem Leben so geschwitzt (ausser im Dampfbad! :-)) Ich muss glaube ich mein Sight-Seeing besser aufteilen: zum Teil draussen, und immer mal wieder kurze Abstecher nach drinnen in klimatisierte Räume! Weil den ganzen Tag draussen rumlaufen, das hält man glaube ich nicht aus! OK, wäre vielleicht anders, wenn es bewölkt gewesen wäre, aber heute hat sie Sonne erbarmungslos herabgebrannt. Am späten Nachmittag aber, kamen plötzlich ganz schwarze Wolken, und gewaltige Gewitter entluden sich über der Stadt (gut, war ich mittlerweile zu Hause!). Und wenn es hier regnet, dann aber richtig! Da haben sogar die Gewitterregen im Tessin Mühe, mitzuhalten. Ein wichtiges Utensil, das man hier also immer dabei haben sollte, ist ein Schirm! Wenn nicht gegen den Regen, schützt der auch gut gegen die Sonne. Viele Einheimischen laufen hier bei strahlender Sonne mit einem offenen Regenschirm herum!

Leider habe ich mir mittlerweile eine leichte Erkältung eingefangen, die vielen Klimaanlagen sind wohl doch nicht so spurlos an mir vorbeigegangen... Es ist nicht weiter schlimm, ich habe ein wenig Schnupfen, aber es ist einfach ziemlich lästig. Ich muss einfach schauen, dass das nicht schlimmer wird, denn bei dieser trockenen Klimaanlagen-Luft wäre es ziemlich schwierig einen Husten auszukurieren. Darum ist auch morgen ein relativ ruhiger Tag angesagt, ich habe nicht viel vor, sondern will einfach mal ein wenig lesen, vielleicht eine Runde im Pool schwimmen, oder ein wenig nach Sentosa-Island spazieren gehen.

Ich habe natürlich in den letzten Tagen immer wieder neue Gerichte der asiatischen Küche entdeckt, und kann auch langsam besser mit Stäbchen essen. Mit den Reisgerichten geht das schon ganz gut (ich habe schon ein erstes Lob von einem Chinesen bekommen, dass ich das ganz gut mache), aber mit den Nudeln tue ich mich immer noch etwas schwer. Aber ich habe ja noch Zeit zum Lernen! Wenn ich dann zurückkomme, kann ich vielleicht sogar eine Pizza mit Stäbchen essen???

Heute habe ich mich auch mal der Herausforderung "Waschmaschine" gestellt - eint ja nicht, dass das hier so einfach ist! Einen Schalter, wo man die Wassertemperatur einstellen kann, sucht man hier vergebens! Hier muss man einstellen, ob es weisse Wäsche ist, dunkle Sachen, bunte Farben oder Wolle/Seide... ich habe es einfach mal mit "bright colors" probiert, das wäscht anscheinend "kalt", und sollte etwa bei uns 30 Grad-Wäsche entsprechen. Nun ja, es schein geklappt zu haben, sie Sachen haben immer noch Original-Grösse, und sind auch sauber geworden. Das Waschen ist auch bis jetzt das Einzige, das ich hier sehr teuer finde: ein Jeton für die Waschmaschine kostet S$ 5.20.-!!! Ich konnte es fast nicht glauben, als ich das hörte... Aber wahrscheinlich werde ich heikle Sachen eh von Hand waschen (so ganz traue ich der Maschine hier doch nicht), und somit fällt eh nicht übermässig viel Wäsche an (Tücher und Bettwäsche sind bei der Wohnung inklusive und werden alle 2 Tage gewechselt).

Also, soviel für heute, ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende (für das was noch bleibt), und freue mich darauf, auch wieder von euch zu hören. Ein Dankeschön hier an alle, die mir jetzt schon geschrieben haben!

Liebe Grüsse und "Zai Jian" (= auf wiedersehen auf Mandarin-Chinesisch) - ihr seht ich bilde mich fleissig weiter!
Nathalie

su2_china_and_finance (62K)
Chinatown mit Finanzdistrikt im Hintergrund

su2_chinatown (65K)
Chinatown: Typische 2-stöckige Gebäude mit Läden im Parterre

su2_little_india (59K)
Little India: Ebensfalls typisch 2-3 Etagen pro Gebäude und den Verkaufsflächen im Erdgeschoss

su2_sultan_moschee (36K)
Sultan Moschee

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Thian Hock Keng Tempel in Chinatown. Wohl einer der schönsten chinesischen Tempel mit reichen Verzierungen

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So wohne ich