Singapur-Update Tokyo


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Datum: 16. November 2003


Konnichiwa!

Jaja, und das war's wohl auch schon mit meinen Japanisch-Kenntnissen (OK ich weiss auch noch dass "arigato" Dankeschön heisst)! Mittlerweile bin ich schon wieder zurück von meinem 2-wöchigen Aufenthalt in Tokyo. Ich wollte mich eigentlich aus Tokyo schon melden, aber irgendwie hat es mit dem Internet-Anschluss im Hotel in Tokyo nicht so ganz geklappt. Ich konnte problemlos ins Internet, konnte auch problemlos meine Mails lesen, aber dieser Server hat sich einfach geweigert, irgendwelche Mails zu verschicken!! Also habe ich immer fleissig geschrieben (gibt also wieder mal viel zu lesen), und schicke diesen Update nun wieder aus Singapur ab.

Es waren sehr anstrengende aber auch sehr spannende 2 Wochen in Tokyo! Ich konnte viele neue Erfahrungen sammeln, und auch wieder ein paar weitere Leute kennenlernen. Jedoch bin ich jetzt froh, wieder in Singapur zurück zu sein, wo das Leben doch ein wenig einfacher ist.

Ich hätte nie gedacht, wie schwierig es sein kann, sich in einer Stadt herumzuschlagen, wenn man die Sprache nicht beherrscht. Bis jetzt wurde ich mit diesem Problem noch nie konfrontiert, immerhin rede ich 5 Sprachen, und verstehe 2-3 weitere doch wenigstens Ansatzweise. Zumindest soviel, dass ich bis jetzt immer und überall durchgekommen bin, auch wenn ich die lokale Sprache nicht beherrschte. Aber hier - null Chance!! Ich war immer auf fremde Hilfe angewiesen und schaffte es nicht mal, in einem Restaurant mein Essen zu bestellen, geschweige denn herauszufinden, welche Fragen jemand mir stellt! In Tokyo ist wenig bis gar nichts in Englisch angeschrieben, höchstens mal die Haltestellen-Namen in der U-Bahn und ein paar Wegweiser, aber das war's auch schon. Hilflos stand ich vor den Billettautomaten der U-Bahn, die zwar ganz nett aussehen, aber mit all den Japanischen Schriftzeichen hatte ich ja absolut keine Chance, herauszufinden, was für ein Ticket ich wohl brauche.... Wenigstens sind die Leute hier sehr hilfsbereit, und auch wenn sie fast kein Englisch können, geben sie sich grosse Mühe, ratlosen Touristen wie mir zu helfen. Auch in den Restaurants sind die Menukarten ganz in Japanisch, oft haben sie mal keine englische Version, und dass das Personal Englisch redet oder versteht ist auch eher selten. Am einfachsten ist es also, sich ein Restaurant zu suchen, wo man in einem Schaukasten auf das Essen zeigen kann, das man will, und dann muss man einfach hoffen, dass keine Fragen aufkommen! :o)

Unter der Woche war das alles relativ unproblematisch, da die Leute im Büro mich immer mit zum Essen nahmen, und so konnte ich mich dann einmal quer durch die japanische Küche mampfen. Und ich muss sagen, ich bin begeistert! Echt lecker, was man hier alles so bekommt, ich persönlich muss einfach immer kurz nachfragen, ob der Fisch auch gekocht oder gebraten ist, denn als ich letztes Mal auf einer gemischten Platte auch rohen Octopus und rohe Scampi hatte... naja, ist halt nicht so mein Fall. Wenigstens war das Zeug nicht mehr lebendig *grins* Ansonsten habe ich mich durch Reis, warme und kalte Nudeln (ja, auch kalte Nudeln können wirklich sehr fein sein!), Tempura, Tofu, Fisch, Meeresfrüchte, Algenblätter und allerlei andere Sachen, von denen ich mir die Namen nicht merken kann, durchgegessen.

Am Wochenende war dann grosse Stadtbesichtigung angesagt. Zuerst war ich am Freitag Abend mit ein paar Arbeitskollegen fein essen - so richtig traditionell, in einem Restaurant, wo man die Schuhe ausziehen muss, und auf dem Boden sitzt. Das war wirklich wunderbar, wenn einem nur nicht immer die Füsse eingeschlafen wären! Aber ich war beruhigt zu hören, dass auch Japaner öfter mit diesem Problem zu kämpfen haben. Nachher sind wir noch feines Dessert essen gegangen, zusammen mit japanischem Tee (war dummerweise ziemlich starker Grüntee, was mir dann eine fast schlaflose Nacht bescherte!). Wir waren in Shibuya, wo es am Abend nur so von Leuten wimmelt, vor allem junge Leute gehen hier in den Ausgang.

Am Samstag habe ich mich dann ans Abenteuer Shinjuku gewagt. Dieser Bahnhof ist der grösste von Tokyo, und ich muss sagen, der ist wirklich RIESIG!! Da läuft man Kilometerweit durch Gänge, und ich schätze, dass der Bahnhof mindestens so gross ist wie das Stadtzentrum von Winterthur. Ich bin auf jeden Fall ziemlich weit gelaufen, bis ich endlich draussen war! Anscheinend pendeln täglich bis zu 7 Millionen Menschen durch diesen Bahnhof!! Naja, ich war ganz froh, dass es am Samstag nicht so viele waren. Ich bin dann im Tokyo Metropolitan Government Building in den 45. Stock gefahren, um die Aussicht zu bewundern. Danach hatte ich Glück, fand doch gerade noch ein Umzug statt von verschiedenen Tänzergruppen, alle in traditionellen Kimonos. Leider waren die Flugblätter mit Infos dazu auch nur in Japanisch erhältlich....

Natürlich musste ich mir auch noch in beiden Hard Rock Cafés von Tokyo T-Shirts besorgen, also war als nächstes Roppongi und Ueno angesagt. In dem Bahnhof Ueno habe ich mir dann (dank netter Hilfe) ein "Platform-Ticket" besorgt, um die Züge dort zu bewundern. Das mag vielleicht komisch tönen, aber das war doch ein spezielles Erlebnis! In den Bahnhöfen in Tokyo kommt man nämlich genau vum Eingang bis zu den Ticket-Automaten, und dann ist Schluss wenn man kein Ticket besitzt. Man kommt also ohne Ticket gar nicht zu den Zügen! Und wenn es schon zu teuer ist, einmal mit dem Shinkansen zu fahren, dann besorgt man sich eben so ein Platform Ticket. Das war ganz spannend, denn diese Züge sind wirklich sehr speziell, und manch Eisenbahner-Fan wird mich wohl darum beneiden! Dafür habe ich ein paar Fotos geschossen (ich war da nicht die einzige - das muss wohl in mehreren Touristenführern erwähnt sein!), und euch auch eines angehängt.

Am Sonntag war dann Kultur angesagt: ich habe mir den Meiji-Schrein angeschaut, welcher in einem wunderschönen Park liegt. Und wieder hatte ich Glück, denn es fand da gerade eine Hochzeit statt, so dass ich auch dies noch bewundern konnte. Es wäre wohl auch sehr interessant gewesen, etwas mehr über den Schrein zu erfahren, aber leider waren wieder die Infos dort nur in Japanisch erhältlich. Ich glaube wenn ich länger hier wäre, würde ich mich als erstes in einem Japanisch-Kurs einschreiben!! Am Nachmittag bin ich dann ein wenig durch Ginza spaziert, was doch vergleichbar ist mit der Orchard Road in Singapur und habe mir noch den Park vom Emperor's Palace angeschaut (mein Hotel liegt gerade gegenüber). Ich war an beiden Abenden todmüde, und meine Füsse schmerzten ganz schön!! Ich musste nämlich auch die Erfahrung machen, dass ich als "blöder Tourist" natürlich keine Ahnung hatte, welche die besten Umsteige-Bahnhöfe zwischen den einzelnen U-Bahn-Linien sind, und habe so natürlich auch noch ein paar überflüssige Kilometer zu Fuss gemacht. In Tokyo ist nämlich nix mit "Rolltreppe rauf oder runter, und schon ist man bei der anderen Linie" - da gibt es oft Umsteigewege von mehreren 100 Metern.

Anscheinend werde ich dieses Jahr auch dafür bestraft, dass ich nicht an der Evakuations-Übung im Büro in der Schweiz teilnahm - nachdem ich ja vor kurzem in Singapur bei der gleichen Übung mitmachen "durfte", kam das gleiche jetzt nochmals in Tokyo auf mich zu!! Diesmal "nur" aus dem 11. Stock zu Fuss runterlaufen, aber trotzdem... Lustigerweise hätte ich bei einer richtigen Evakuation keinen blassen Schimmer gehabt, was eigentlich los ist, denn alle Durchsagen waren - genau - auf Japanisch!! Man kommt sich schon hilflos vor, wenn man kein Ahnung hat, ob der der da auf dem Podest steht, gerade eine politische Rede hält, Werbung präsentiert oder durchgibt, dass die Evakuation erfolgreich war, und man wieder ins Büro zurück darf!

An meinem 2. Mittwoch in Tokyo gab es dann einen weniger lustigen Zwischenfall: es gab ein Erdbeben in Tokyo. Es war nicht stark, es gab auch keine Schäden, aber der Schreck war doch gross, als plötzlich das ganze Büro zu wackeln anfing!! Sogar die Einheimischen, die an solche Ereignisse doch gewöhnt sind, fanden dass die Beben doch meistens weniger stark sind. Ich fand es auf jeden Fall sehr unangenehm, und auch ziemlich beängstigend - es ist halt etwas, das man gar nicht kontrollieren kann! Und ich weiss nicht, ob ich mich im Ernstfall richtig verhalten würde... Naja, war ja glücklicherweise nicht schlimm! Ich bin trotzdem froh, nicht in einer erdbebengefährdeten Region zu wohnen.

In meiner letzten Nacht in Tokyo wurde ich dann nochmals kräftig durchgeschüttelt. Kurz vor 4 Uhr am Morgen wurde ich wachgerüttelt, mein ganzes Bett zitterte, und die Lampen im Zimmer klirrten... Wieder ein Erdbeben! Glücklicherweise war es auch nicht sehr schlimm (Stärke 5.3 auf der Richterskala), aber an Schlaf war dann nicht mehr zu denken. Ich fand das Ganze doch ziemlich beängstigend. Und um 5 Uhr musste ich dann eh aufstehen, da mein Flug ziemlich früh am Morgen war.

Nach weiterem starken Gerüttel - wohl der Flug mit den meisten Turbulenzen den ich je erlebt habe - bin ich seit gestern Nachmittag wieder in Singapur. Nach der Kälte in Tokyo finde ich hier die warmen Temperaturen schon fast wieder angenehm... wenn es halt nicht immer so feucht wäre! Hier ist auch mittlerweile die ganze Stadt weihnachtlich dekoriert, und in allen Läden dudelt Weihnachtsmusik. Kommt mir irgendwie so komisch vor, da es ja so warm ist, es ist halt so wie wenn jemand in Europa mitten im August Weihnachtsdeko aufhängen würde

Ab Freitag ist dann hier wieder Abwechslung angesagt, meine Eltern kommen mich besuchen! Ich freue mich natürlich riesig, und das wird wohl auch für mich die Gelegenheit, noch ein paar Sachen mit ihnen anschauen zu gehen, die ich selber noch nicht gesehen habe.

So, jetzt ist das e-mail lang genug, jetzt habt ihr wieder viel zu lesen!!

Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Woche!
Matane (bedeutet so viel wie "see you" oder "bis bald")
Nathalie

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